Integrationspolitik im Bundesländervergleich: Eine Analyse thematischer Verknüpfungen von Migration und Integration auf Basis der PolMine-Plenarprotokollkorpora
Andreas Blätte, Universität Duisburg-Essen
Integrationspolitik wird im politischen Diskurs oft als „Querschnittspolitik“ bezeichnet. Wie sich diese programmatische Forderung in die tatsächliche Verteilung von Aufmerksamkeit für integrationspolitische Belange übersetzt, ist eine andere Frage. Was sind die thematischen Verknüpfungen und Querverbindungen, die bei Fragen der Integration hergestellt werden? In welchen Zusammenhängen erfährt „Integration“ politische Aufmerksamkeit?
Die Fragestellung erfordert eine (Text-)Datenbasis, welche die Breite des politischen Geschehens über große Zeiträume hinweg abdeckt. Weil die Länder zentrale integrationspolitische Zuständigkeiten haben, muss insbesondere der politische Diskurs auf Ebene der Bundesländer in den Blick genommen werden: Eine komplexe Anforderung, der bislang kaum entsprochen werden konnte.
Mit einem Korpus der Plenardebatten der Bundesländer, das im PolMine-Projekt aufbereitet wurde und „Text Mining“-Techniken verschiebt sich die Grenze des forschungsökonomisch Realisierbaren. Als Methode kommt ein topicmodelling-Verfahren zur Erfassung von Thematisierungen und ihrer Verknüpfung zum Einsatz. Im Rahmen meines Analyseszenarios stelle ich erste Ergebnisse zum Wandel politischer Aufmerksamkeit im Zeitverlauf vor. Dabei interessieren mich insbesondere die Effekte der Gründung von Integrationsministerien auf politische Aufmerksamkeitsstrukturen: Diese fallen tatsächlich geringer aus, als zu erwarten wäre.
Das geschilderte Analyseszenario zeigt Erkenntnismöglichkeiten, die mit neuen Textdaten entstehen. Im Ausblick diskutiere ich zugleich, vor welchen Herausforderung die Forschung mit Textdaten steht: Wir stehen noch am Anfang, das politische Zeitgeschehen über Korpora analysieren zu können, die nachhaltig als digitale Sprachressourcen gepflegt werden. Die Belastbarkeit von Ergebnissen sollte wachsen, wenn die Bandbreite verfügbarer Trainingsdaten wächst, so dass eine Bestimmung von Themen und Issues über wissenschaftlich kontrolliert gewonnene Trainingsdaten erfolgt. Das derzeit laufende Kurationsprojekt „Plenarprotokolle als öffentliche Sprachressource der Demokratie“ ordne ich als Beitrag zu dieser Zielstellung ein.